Funde in der Marktkirche

Abschrift aus der „Nordhäuser Zeitung“ vom 28.6.1915

In der hiesigen Marktkirche wurden dieser Tage zwei Pergamenturkunden und die „Stammrolle Kompagnie der (Nordhäuser) freiwilligen Krieger aus den Jahren 1813, 1814 und 1815“ aufgefunden und durch Herrn Superintendent Sommer dem hiesigen Stadtarchiv, dem bereits vor einigen Jahren die Urkunden der Nordhäuser Marktkirche zur Aufbewahrung übergeben worden sind, überwiesen.

Die ältere der beiden jetzt aufgefundenen Pergamenturkunden ist 1520 am Mittwoch nach Dalli von den Rats(Bürger)meistern und Räten „der Stadt Erfurt“ ausgestellt und mit dem großen Stadtsiegel von Erfurt, welches in Wachs gedrückt anhängt, bekräftigt. Die Stadt Erfurt verkauft nach dieser Urkunde auf Wiederkauf an die Vormunden und Altersleute der St. Nicolauskirche zu Nordhausen (Curt Bertram und Hans Herbeshawsen) einen Jahreszins von 18 rheinischen Gulden für 300 Gulden Hauptsumme (d.h. Erfurt erborgt von der Nordhäuser Marktkirche ein Kapital von 300 rheinischen Gulden gegen 18 rheinische Gulden Jahreszins).

Die zweite Pergamenturkunde, welcher das Nordhäuser Stadtsiegel (weißes Wachs mit rotem Siegellack) anhängt, ist am 21.September 1677 von den beiden Nordhäuser Ratsmeistern (Bürgermeistern) Augustus Sigismund Wilde und Johann Christoph Ernst und den beiden Nordhäuser Sieglern Martin Saltzkorn und Christoph Schreiber ausgestellt, welche kund tun, dass vor ihnen im Regiment ihr Bürger Georg Heinrich Schaffhirte und sein Eheweib erschienen sind und bekannt haben, wie sie zur Fortsetzung ihrer Nahrung von den Vorstehern der Kirche St. Nicolai 10 Gülden Kapital erhoben (erborgt) und sich verpflichtet haben, dasselbe alljährlich zu Michaelis bis zur Rückzahlung, welche nach geschehener vierteljährlicher Kündigung erfolgen soll, mit einem halben Gulden zu verzinsen. Zur Sicherheit für Kapital und Zinsen bestellen die Schafhirtschen Eheleute Hypothek mit ihrem in der Pfaffengasse neben der Mägdelein-Schule belegenen Hause.

Größeres Interesse hat für unsere Zeit die „Stammrolle der Nordhäuser Kompagnie der freiwilligen Krieger aus den Befreiungskriegen“, welche außer einem Ehrenmitglied (dem Generalmajor Hülsen in Paderborn) in alphabetischer Reihenfolge 99 und in mit Bleistift geschriebenen Nachträgen (nach den Inschriften der Becher der Kompagnie) noch 22 also insgesamt 121 Mitglieder der Nordhäuser Kompagnie der freiwilligen Krieger aufführt. Von den 99 Mitgliedern waren 47 geborenen Nordhäuser. Von diesen waren 1813 (im Herbste) eingetreten als Freiwillige: 12 in das Korps des preußischen Majors von Hellwig, 5 in das von Hagensche Korps (in Duderstadt) und 5 in andere preußische Truppenteile. Von den 22 Freiwilligen des Jahres 1813 haben teilgenommen 17 an den Feldzügen  der Jahre 1813, 1814 und 1815, 4 an denen der Jahre 1813 und 1814 und bei einem ist die Teilnahme an den Feldzügen nicht angegeben.

Als freiwillige Teilnehmer an dem Feldzuge des Jahres 1815 sind 25 geborene Nordhäuser verzeichnet. Die 12 Nordhäuser Freiwilligen des von Hellwegschen Korps waren: 1. Gerbereibesitzer Heinrich Appenrodt (1813, 1814); 2. Ökonom Friedrich Joachimi (1813-1815); 3. Stadtsekretär Friedrich Lemecke (1813, 1814); 4. Ökonom Karl Ludwig (1813-1815); 5. Turmwächter Mahrhold (Angabe der Feldzüge fehlt); 6. Partikular Martin Oßwald (1813-1815); 7. Wagsmeister Wilhelm Pedel (1813-1815); Partikulier Karl Pezold (1813-1815); 9. Kanzlei-Inspektor Karl Ralle (1813-1815), Inhaber des Eisernen Kruzes 2. Kl und des Russischen St. Georgenordens 5; 10. Oberlehrer Theodor Ralle (1813-1815), Feldwebel, entlassen als Leutnant); 11. Branntweinfabrikant Friedrich Schulze (1813, 1814); 12. Gerichtsrat Karl Willing (1813-1815), Oberjäger, Inhaber des Roten Adlerordens 4. Kl.

Die Nordhäuser Freiwilligen des von Hagenschen Korps waren: 1. Branntweinfabrikant Aug. Kropff (1813-1815); 2. Destilateur Friedrich Schilling (1813-1815, Inhaber des Eisernen Kreuzes und des russischen St. Georgenordens); 3. Ökonom Christoph Stegmann (1813, 1814); 4. Kunstmaler Ernst Tölle (1813-1815); 5. Mühlenbesitzer Gottlieb Wiederhold (1813-1815)

Die Nordhäuser Freiwilligen anderer preußischer Truppenteile waren: 1.Gerichtskanzlist Friedrich Hausen (1813-1815); 2. Marktmeister Franz Kropff (1813-1815); 3. Fleischermeister Heinrich Lüdecke (1813-1815); 4. Branntweinfabrikant Heinrich Müldener (1813, 1814); 5. Tischlermeister Gottlob Leopold (1813-1815). Genannt seien von den in Nordhausen wohnenden, nicht geborenen Nordhäusern, noch: 1. Kreissekretär Rudolf Johann C. Kosack (1813-1815, Sekonde-, dann Premierleutnant); 2. Hauptmann A.W.D. Hartz (1813-1815, Inh. D. Roten Adlerordens); 4. des Eisernen Kreuzes 2. und des Russischen St. Georgenordens 5.) ; 3. Pastor August Silkrodt (1815), und von Auswärtigen: Pastor Ludwig Kämpffer zu Hesserode (1813, 1814, Inh. D. Roten Adlerordens 4.; des Eisernen Kreuzes 2. und des Russischen St. Georgenordens 5.).

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